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Fokusthema

Starkregenmanagement

Durch den fortschreitenden Klimawandel wird es nicht nur wärmer und trockener, auch die Häufigkeit von Starkregenereignissen steigt nachweislich an. Die innerhalb kurzer Zeit fallenden Wassermassen überfordern vielerorts die bestehenden Kanalnetze. Große Anteile des Niederschlags fließen unkontrolliert oberirdisch ab, fluten Straßen, Hauseingänge und Keller – mit erheblichen Schäden für Bebauung und Infrastruktur.

Chronischer Wassermangel trotz steigender Starkregenereignisse

Trotz zunehmender Starkregenregen in Deutschland zählt die Bundesrepublik zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust. Seit der Jahrtausendwende verliert das Land jährlich 2,5 Kubikkilometern Wasser – was rechnerisch in etwa dem Volumen des Bodensees entspricht. Diese besorgniserregende Entwicklung ist auf die Kombination mehrerer Ereignisse zurückzuführen:

  • veränderte Niederschlagsverteilung mit längeren Trockenperioden

  • gesteigerte Verdunstung infolge der höheren Temperaturen

  • intensiven Regenfällen in kurzer Zeit

Dies führt dazu, dass trotz vermehrter Niederschläge weniger Wasser im Boden gespeichert wird und das Risiko von Wasserknappheit steigt.  

Ein weiterer Faktor ist der hohe Versiegelungsgrad in städtischen Gebieten. Regenwasser, das über versiegelte Flächen wie Straßen, Parkplätze oder Dächer abfließt, wird direkt in die Kanalisation geleitet, anstatt in den Boden zu versickern und das Grundwasser aufzufüllen. So steht es weder als Ressource für Trockenperioden noch für die Grundwasserneubildung zur Verfügung. Diese Situation wirkt paradox: Immer mehr Städte kämpfen einerseits mit Überschwemmungen und leiden gleichzeitig unter chronischem Wassermangel.

Starkregen im Garten

Schäden durch Überschwemmungen und Hochwasser

Laut der vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), der Prognos AG und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) veröffentlichten Studie „Kosten durch Klimawandelfolgen in Deutschland“ zählen Flusshochwasser und Überschwemmungen durch Starkregen in Deutschland zu den teuersten Kostenverursacher der Extremwetter. Demnach haben sich die Schäden aus den Bereichen Gebäude, Verkehr, Industrie, Gewerbe und Lieferketten seit 2000 auf mindestens 70 Milliarden Euro summiert. Schätzungen zur Folge belaufen sich die Kosten des Klimawandels je nach Intensität bis 2050 auf bis zu 900 Milliarden Euro. In dieser Aufzählung noch unberücksichtigt sind die indirekten und nicht-monetären Schäden:

  • sinkende Lebensqualität

  • Verzögerung von Lieferketten

  • geringere Erwerbsproduktivität bspw. durch Krankheit

Überflutungs-Hotspots identifizieren

Ob im privaten Bereich rund ums Haus, auf Außenanlagen oder in der Infrastruktur: Kritische Punkte sind besonders von Starregenereignissen betroffen, sodass ihnen die Aufmerksamkeit in der Starkregenvorsorge gilt:

Schutz vor Starkregen – Was ist zu beachten?

Die sensiblen Punkte bei starkem Regen sind bekannt - worauf sollte nun in der Vorsorge geachtet werden?

Rund ums Haus:

  • Können die anfallenden Wassermassen schnell versickern/abgeleitet werden?

  • Werden alle Bereiche durch ein geeignetes Entwässerungssystem geschützt – Eingangsbereiche, Balkone, Terrassen?

  • Werden die Entwässerungssysteme regelmäßig gewartet?

Keller:

  • Sind die verbauten Kellerfenster hochwasserdicht?

  • Sind Räume unterhalb der Rückstauebene durch eine funktionierende, geprüfte und für den Anwendungsfall korrekt eingebaute Rückstausicherung geschützt?

  • Verfügen Lichtschächte über einen Rückstauverschluss?

  • Wurde die Wärmedämmung – sofern vorhanden – wasserdicht montiert?

Infrastruktur:

  • Verfügt das Bauwerk über ausreichend Entwässerungskapazitäten?

  • Sind die verbauten Entwässerungssysteme in ihrer hydraulischen Leistung richtig dimensioniert?

  • In welchen Abständen finden Wartungszyklen statt?

Starkregenvorsorge praktisch umgesetzt

Wie sich zeigt stellt Starkregen verschiedenste Bereiche des Gebäudebaus, Garten- und Landschaftsbau und der Infrastruktur vor Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, durch eine frühzeitige Planung und Umsetzung Vorsorge zu treffen, um für das Extremwetterereignis gewappnet zu sein.

Flächenentsiegelung

Kieselweg im Garten

Die Entsiegelung von Freiflächen ist ein Schlüsselfaktor im Starkregenmanagement. Versickerungsfähige Oberflächenbefestigungen wie Rasenwaben und Kiesstabilisierungen schaffen einerseits begeh- und befahrbare Außenanlagen, ermöglichen andererseits ein schnelles Versickern des anfallenden Regenwassers. Damit wird nicht nur dem Überschwemmungsrisiko entgegengewirkt, auch leistet diese Art des Regenwassermanagement einen entscheidenden Beitrag zur Grundwasserneubildung.   

Regenwasserrückhaltung und -speicherung

Speicherungwasser

Zur Entlastung der Kanalisation finden Rigolen und Zisternen ihren Einsatz. Das anfallende Regenwasser wird entweder zwischengespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt gedrosselt an die Kanalisation oder die Vorflut abgegeben oder für bspw. die Bewässerung von Stadtgrün genutzt.

Wichtiger Hinweis:  Während das im privaten Bereich anfallende Regenwasser direkt in einem Regenwassertank gespeichert, gedrosselt versickern oder wiederverwendet werden darf, muss das Oberflächenwasser im öffentlichen Bereich von Straßen, Parkplätzen oder Umschlagsflächen zuvor nach den Anforderungen der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) durch Reinigungsanlagen von Schadstoffen befreit werden.

Kellerschutz

Kellerschutz

Um die Bausubstanz langfristig zu schützen, ist der Einsatz aufeinander abgestimmter Abdichtungssysteme an der Außenseite der Kellerwände sowie an den Übergangsbereichen von der Bodenplatte zur aufsteigenden Außenwand unerlässlich. Auch kleinere Durchdringungen, wie etwa für Hausanschlüsse oder Kabeldurchführungen, müssen wasserdicht ausgeführt werden. Für einen umfassenden Kellerschutz ist es empfehlenswert folgende Maßnahmen umzusetzen:  

  • Druckwasserdichte Montage von Lichtschächten aus Beton oder Kunststoff

  • Verbau hochwasserdichter Kellerfenster

  • Wahl des richtigen Rückstausystems: Rückstauverschluss vs. Hebeanlage

Wichtig zu wissen: Rückstausystem ist nicht gleich Rückstausystem. Rückstauverschlüsse zählen zum passiven Rückstauschutz und dürfen nur verbaut werden, wenn die hauseigene Ablaufstelle ein Gefälle zum Kanal aufweist. Ist dies nicht der Fall, fällt die richtige Wahl auf eine Hebeanlage, die als aktiver Rückstauschutz das Abwasser über die Rückstauebene in die Kanalisation befördert.

Kombination von Entwässerungssystemen

Entwaesserungsystem

Besonders an kritischen Punkten der Infrastruktur bedarf es Lösungsansätze, die über die klassische Linien- oder Punktentwässerung hinausgehen.

Durch die Kombination von Punkt- und Linienentwässerung sowie Bordsteinentwässerung wird das Oberflächenwasser effizient über seitliche Einlauföffnungen und den klassischen Straßenablauf aufgenommen. Dies erhöht die hydraulische Leistungsfähigkeit.

Schwammstadt als ganzheitliches Lösungskonzept

Teaser Image

Ein ganzheitliches Starkregenmanagement reicht allerdings weit über das Sammeln und Ableiten von Regenwasser hinaus.

Das sogenannte Schwammstadt-Prinzip bietet dabei eine zukunftsweisende Lösung, um Städte sowohl vor den Folgen von Starkregen als auch vor Hitze und Dürre zu schützen. Diese Strategie zielt darauf ab, urbane Räume so zu gestalten, dass Niederschläge dezentral aufgefangen und im natürlichen Wasserkreislauf gehalten werden. Dadurch kann das Wasser als wertvolle Ressource vor Ort gespeichert und wiederverwendet werden. Im Konkreten stellt sich der Ansatz wie folgt dar:

  1. Sammeln: Entwässerungsrinnen und Regefallrohre fangen das anfallende Regenwasser und leiten zur Aufbereitung in eine Reinigungsanlage

  2. Reinigen: Sedimentationsanlagen bereinigen das Wasser von Schmutz und Schadstoffen, sodass die Anforderungen der DWA sowie die Vorgaben für Pflanzenbewässerung erfüllt sind.

  3. Speichern: Das gereinigte und aufbereitete Regenwasser wird anschließend in einem Blockspeicher geleitet und wird dezentral vor Ort bevorratet.

  4. Wiederverwenden: Je nach Bedarf kann das gereinigte Regenwasser zur Bewässerung von Stadtgrün verwendet werden.

Mit diesem Ansatz lassen sich Städte widerstandsfähiger gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels gestalten. Aber auch im privaten Bereich kann durch den Einsatz eines ganzheitlichen Ansatzes – von der Entwässerungsrinne zum Regenwassertank - ein wichtiger Beitrag geleistet werden.

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